LIS - was kann das eigentlich?

Hitzfelder Stefan
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March 14, 2022
Das LIS (LeitungsInformationsSystem) ist ein Werkzeug für jeden Netzbetreiber, das keiner mir bekannten missen möchte. Natürlich war das ein Kraftakt die Betreiber davon zu überzeugen, dass dieses sagenumwobene Datenkonstrukt einen Mehrwert haben soll.
Instandhaltungsmanagement

LIS - was kann das eigentlich?

Das LIS (LeitungsInformationsSystem) ist ein Werkzeug für jeden Netzbetreiber, das keiner mir bekannten missen möchte. Natürlich war das ein Kraftakt die Betreiber davon zu überzeugen, dass dieses sagenumwobene Datenkonstrukt einen Mehrwert haben soll.

Von

Hitzfelder Stefan

am

14.3.2022

LIS? Leitungskataster? Kostet Geld und bringt nix – so die vorherrschende Meinung von vor gut 10 Jahren.

Heute ist dieses Werkzeug aus dem Tagesgeschäft der Netzbetreiber nicht mehr wegzudenken. Ob das die Wartung (bescheidmäßig vorgeschriebene, regelmäßige Sichtinspektion) ist, ob das die Grundlage für die turnusmäßigen Prüfmaßnahmen (Reinigung mit anschließender TV-Kamera- und Schachtinspektion) oder alles rund um das Instandhaltungsmanagement ist: Mit Hilfe des LIS sind diese Aufgaben nahezu zu Nebenschauplätzen geworden. Standardisiert, selbstverständlich und routiniert.

Was sich auch geändert hat: Um das Thema hat sich ein Markt entwickelt, der Produkte zum Visualisieren der Daten anbietet. Gab es anfangs faktisch nur einen Anbieter sind es jetzt eine Vielzahl, aus der man wählen kann. Das bedeutet aber auch für die Netzbetreiber, dass sie durchaus immer wieder einmal einen Blick aus „sicherer Distanz“ auf dieses Thema riskieren sollten und sich überlegen: Passt mein derzeitiges Produkt noch zu meinen Ansprüchen? Kann mein Produkt zu viel - und stimmt das Kosten-Nutzen-Verhältnis möglicherweise nicht (mehr)? Oder müsste meine Lösung eigentlich mehr bieten und könnte ich mir im Idealfall ein zweites Tool sparen, weil ein anderes Programm das inkludiert hat? 

Ein Wechsel ist übrigens wesentlich einfacher, als man glaubt.

Wenn etwas an einem gewünschten Umstieg von einem LIS-Programm auf ein anderes happert, dann ist es möglicherweise ein (Knebel)Vertrag mit dem aktuellen Produkt. Aber man kann aus jedem Vertrag aussteigen.

Was muss man beachten, wenn man sich umorientieren möchte? Zuerst eine Bestandsaufnahme: Bin ich mit meiner derzeitigen Lösung grundsätzlich zufrieden? Kann das Produkt das, was ich für meine Zwecke brauche? Kann es zu wenig? Kann es zu viel? Welche Kosten fallen pro Jahr oder Monat an? Dabei sind immer auch die Kosten für Support in Form von z.B. Servicepauschalen o.ä. mit zu berücksichtigen, weil die nicht selten einen vergleichsweise großen Anteil ausmachen. Und: Welche bzw. wie viele Infrastrukturen möchte ich in meinem System verwalten? „Alle“ Daten können visualisiert werden: Kanäle, Wasserleitungen, Gas- oder Fernwärmeleitungen, Lichtsignalanlagen, Baumkataster, … Üblicherweise ist das dem Programm egal, welche Daten visualisiert werden sollen. Die Softwarelösungen sind immer noch ohne Augen und Hirn ausgestattet. Die Vertriebler unterschiedlicher Lösungen im Normalfall ohne das Wissen über die Ansprüche des Netzbetreibers.

Beispiel: Muss in einer Siedlung ein Grünschnitt gemacht werden, kann der vor Ort tätige Mitarbeiter am z.B. Handy nachsehen, ob in dieser Siedlung Wartungstätigkeiten am Kanal anstehen, diese mitmachen und in Echtzeit die Tätigkeit dokumentieren. Gleiches gilt für die Wartung von Anlagenteilen der Wasserversorgungsanlage wie z.B. Hydrantenüberprüfung, Betätigung von Schiebern etc.

Bevor man sich am Markt nach Alternativen umsieht ist es also sinnvoll und notwendig sich darüber im Klaren zu sein, was man von einem derartigen Produkt erwartet bzw. wozu und vor allem wer hauptsächlich damit arbeitet. Eine schlichte Kosten-Nutzen-Aufstellung als Entscheidungsgrundlage für die handelnden bzw. damit arbeitenden Personen.

Es haben sich Produkte bewährt, die sich auf mobilen Endgeräten als Browserlösung aufrufen lassen. Unabhängig des Herstellers des mobilen Endgeräts, ohne Installation – sein Netz praktisch jederzeit in der Hosentasche. Wie das aussehen kann und in der Praxis funktioniert?

Vorsicht ist natürlich auch hier geboten: Nicht alle Daten, die dann dargestellt werden können, müssen stimmen! Von der Plausibilitätsprüfung abgesehen muss man sagen, dass die Informationen – altersabhängig – von überschaubarer Genauigkeit sind. Heute wird alles, was vergraben wird vermessen, genau dokumentiert und in bestehende Datenbanken eingepflegt. Das war vor Jahrzehnten, teilweise Jahrhunderten noch nicht der Fall.

Also an alle Blow-Whistler, Streithansl und klagfreudige Rechtsschutzversicherte: Da kann keiner was dafür, wenn die Darstellung einer 100 Jahre alten Infrastruktur nicht immer mit der Realität zusammenstimmt. Wenn der Bagger dann aber die Leitung einmal abgerissen hat und man weiß, dass sie dort liegt – dann wird das aktualisiert und man arbeitet sich sukzessive zu einer immer genaueren Datenbank. Bitte nicht den Baggerfahrer, den Planer, den Softwarehersteller oder Handyproduzenten verklagen – da kann keiner was dafür, weil das Geld vermutlich VOR Erstellung der Datenbank nicht aufgewendet werden wird, das man für einen Suchschlitzraster durchs ganze Dorf brauchen würde, um WIRKLICH zusehen, wo und wie tief welche uralten Leitungen liegen. Beruhigung ist hierbestimmt hilfreich mit der gewünschten Erkenntnis: Da gibt’s keinen Schuldigen. Aber bestimmt lässt sich einer finden, wenn man auf die falschen Einflüsterer setzt und nur kreativ genug danach sucht…

Geschickte Lösungen bieten auch die Möglichkeit mittels Info- oder Korrekturpunkten Erkenntnisse einzupflegen, die mehr oder weniger im direkten Zusammenhang mit der Datenbank stehen. Falsche Position Schieber, Anschluss, ... "mehr" - oder eine ausgebrannte Straßenlaterne, Schlagloch, ... "weniger" Zusammenhang:

Möglichkeit für das Setzen von Korrektur- oder Infopunkten im LIS

Je nach Anspruch können die Lösungen mehr oder weniger Dokumentationsmöglichkeit bieten, mehr oder weniger komplexe Darstellungen erzeugen und dem Anwender mehr oder weniger gefallen. Geschmäcker sind auch hier unterschiedlich. Auch die Möglichkeiten am Stand-PC und in der Darstellung auf mobilen Endgeräten können durchaus voneinander (mehr oder weniger) abweichen:

Wartungsinformation über Schacht 179a in der Darstellung am PC
Wartungsinformation über Schacht 179a in der Darstellung der Mobilversion

In den oben angeführten Beispielen sind alle Infrastrukturen mit allen Informationen eingeblendet. Insbesondere auf mobilen Endgeräten wird man die Informationsdichte der Anzeige reduzieren und sich nur beim Klick auf ein Objekt (oder mehrere) die Details anzeigen lassen:

Geringe Informationsdichte in der Anzeige - Details der 3 markierten Objekte rechts

Je nach Lösung kann man per Mausklick alle Informationen eines Stranges, eines Bildausschnitts, eines definierten Bereichs hinsichtlich Wartung oder ähnliche Auszüge aus dem LIS generieren lassen.

Unvollständiges Beispiel eines Datenauszugs ("alle dargestellten Haltungen, alle Infos")

Vorteile dieser Lösungen ist, dass mit GPS und Fotofunktion des mobilen Endgeräts zur Dokumentation unterschiedlichster Erkenntnisse am Netz ebenso ohne Aufwand den Weg in den hinterlegten Datensatz finden können wie die bescheidmäßig vorgeschriebenen Wartungstätigkeiten an allen erfassten Infrastrukturen. Eine Notwendigkeit, weil auch so scheinbar starre und "kalte" Systeme wie die erfassten Infrastrukturen einer ständigen Veränderung unterworfen sind. Diese Änderungen müssen möglichst zeitnah nach ihrer Entdeckung dokumentiert und für andere Nutzer/Anwender zur Verfügung stehen - dann ist der Mehrwert für den Netzbetreiber maximal, die Informationsdichte wächst stetig und damit sinkt das Risiko, dass bei Arbeiten im Nahbereich (vermeidbare) Schäden entstehen.

An alle Netzbetreiber, die diese Lösungen schon in der Anwendung haben und an alle, die sich erst noch dazu entscheiden: Wenn Sie Fragen haben - einfach melden! Unsere Experten beraten Sie gerne.

Nützliche Links und/oder Quellen: