Die Blow-Whistler - wer sind die?

Hitzfelder Stefan
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Blog
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January 25, 2022
Eine Spezies, die es noch nicht zu medialer Berühmtheit gebracht hat, sind die Blow-Whistler. Frei übersetzt: Dampf-Plauderer oder Wuchtel-Drucker. Jeder kennt sie, die meisten Leute sind auch schon falschen Einsagern auf den Leim gegangen und/oder haben sie aber vielleicht noch nicht überall erkannt...
Alltägliches

Die Blow-Whistler - wer sind die?

Eine Spezies, die es noch nicht zu medialer Berühmtheit gebracht hat, sind die Blow-Whistler. Frei übersetzt: Dampf-Plauderer oder Wuchtel-Drucker. Jeder kennt sie, die meisten Leute sind auch schon falschen Einsagern auf den Leim gegangen und/oder haben sie aber vielleicht noch nicht überall erkannt...

Von

Hitzfelder Stefan

am

25.1.2022

Ein Rückblick in die Schulzeit weckt möglicherweise die Erinnerung an diejenigen, die bei einem „Hänger“ bewusst falsch eingesagt haben um dann in selbstgefälligem Ton und rechthaberischem Blick die richtige Antwort zu geben. Aus diesen charmanten Klassenkameraden sind die besten Blow-Whistler geworden. Leider ist für deren Eltern das eine oder andere Druckwerk zu spät erschienen wie etwa dieses.

Diese parasitäre Form der Verdecker - im Gegensatz zum aufdeckenden Whistle-Blower - hat zum Ziel, seinen Kunden Sachen einzuflüstern, die sie an sie binden und gleichzeitig jede Alternative in einem Dirty-Campagning-Sumpf ersticken. Verdecken dabei aber relevante Entscheidungsgrundlagen vor dem Kunden, um nicht auf die Idee zu kommen, alternativ zu entscheiden.
Besonders gerne flüstern sie in ein Ohr, das wahlweise links oder rechts eines interessierten aber nicht maximal gut informierten Kopfes sitzt. Da funktioniert das manipulative Einsagen besonders gut. Und ist auch vergleichsweise leicht erklärbar:

Seit gut 2000 Jahren gibt es einen ganzen Verein, der die Arbeit mit der Angst perfektioniert hat. Früher musste man nicht flüstern. Da konnte man mit maximaler Lautstärke und unter Anwendung aller möglicher Gewaltformen mit erhobenem Finger vor der breiten Masse herumwedeln und behaupten, dass sie nur durch Abgabe ihrer Habseligkeiten der ewigen Verdammnis entkommen könnten.

Heute muss man so ein Vorhaben schon subtiler angehen: Zuerst ist das Suchen und Finden der Habseligkeiten der öffentlichen Hand gefragt. Aus den Medienberichten wissen wir schon lange, dass Daten mit eines der wertvollsten Güter unserer Zeit darstellen. Das steht außer Zweifel. Vom privaten Bereich abgesehen stellt sich jedoch die Frage: Wer - als Vertreter der öffentlichen Hand - weiß eigentlich, über welche Daten er verfügt? Und wenn das einmal geklärt ist: Worüber darf und kann man verfügen? Ab wann hat man sich in die Zwickmühle des Amts- und Datenmissbrauchs manövriert, ohne es vielleicht gewusst/gemerkt zu haben?

Ein Netzbetreiber hat seine unterirdischen Infrastrukturen Wasser und Kanal in Form einer Datenbank vorliegen. Keine Seltenheit und eine Notwendigkeit im 21. Jahrhundert, sein Familiensilber Instand zu halten und zu verwalten. Was aber, wenn es Änderungen an dieser Infrastruktur gibt? Z.B. Erweiterungen? Woher kommt dann der Datensatz für den Bearbeiter (extern), was kann und darf dieser in der Ausarbeitungsphase damit machen und wer pflegt die aktualisierten Daten wieder in die Datenbank ein? Eine spontane Reaktion könnte sein: Selbstverständlich der Auftragnehmer. Richtig. Und nicht der Ersteller oder Verwalter der Datenbank. Wenn beim Auto der Tank leer ist oder ein Reifenwechsel ansteht, wird auch nicht der Autoverkäufer in die Pflichtgenommen. Der KFZ-Besitzer zeichnet für sein Fahrzeug verantwortlich. Bei Datenbanken verhält es sich ähnlich. Der Wunsch neuer Reifen kann von unterschiedlichen Anbietern/Händlern erfüllt werden, der Tank an jeder beliebigen Tankstelle wieder befüllt werden. Das funktioniert, weil es Standards gibt, die auf ein breit gefächertes Thema anwendbar sind.

Bei Datenbanken heißt dieser Standard "Schnittstelle" oder "Schnittstellenformat". Hier endet meist das Verständnis und Interesse des Datenbankbesitzers und fängt das Betätigungsfeld der Blow-Whistler an. Diese flüstern nämlich dem Datenbankbesitzer zu: "Gib mir Deine Datenbank, damit ich darauf aufpasse, den Aus- und Eingang der Daten(sätze) kontrolliere und schaue, dass alles passt. Wenn Du einen “Unfall" mit Deiner Datenbank baust oder ein anderer diese angreift, dann ist das irreparabel und alle Arbeit aus den letzten Jahren ist umsonst!" Hätte es vor 2000 Jahren schon Datenbanken gegeben: Das wäre wahrscheinlich so oder so ähnlich abgelaufen.

Ganz so dramatisch ist das ja glücklicherweise nicht: Heute arbeitet jeder, der in dieser Thematik tätig ist, mit Datenbanken, kann damit umgehen und ohne Informationsverlust Datensätze hin-und-her-schieben. Und wenn nicht: Dann gibt es Unternehmen, die man dafür engagieren kann.

Den Generalverdacht im Umkehrschluss aber auszusprechen, dass NUR EINER für die Datensicherheit garantieren kann, dafür alles an Informationen übergeben (=geschenkt/gestohlen) werden soll - das macht die Charakteristik des Blow-Whistlers aus.

Auswirkung auf den Netzbetreiber: Mehrfache Kosten für den Datentransfer, Zeitverzögerung in der Projektrealisierung und mehr Ansprechpartner als man sich wünscht mit der logischen Konsequenz, dass Mehrkosten und Verzug zum Streitthema auf der Suche nach dem Verursacher werden.

Unsere Empfehlung: Glauben Sie nicht dem erstbesten Einsager, holen Sie eine zweite oder dritte Meinung ein. Wenn am Ende des Tages die erste Variante die für Sie beste darstellt, dann haben Sie maximal 2 Meinungen zu viel in der Entscheidungsfindung gehabt. Aber aus 1 Variante lässt sich schlecht auswählen. Lassen Sie sich im Vorfeld beraten, welche Dienstleistungen Sie für die Realisierung ihres Projekts insgesamt benötigen, fragen Sie diese konkret in der Ausschreibung der Gesamtdienstleistung an und sichern Sie sich dauerhaft ihre Datenhoheit. Durch das Auf- bzw. Hergeben dieser Daten wird man bewegungsunfähig und befindet sich in einem Abhängigkeitsverhältnis, ohne es offensichtlich zu erkennen. Wenn dann die Erkenntnis kommt, ist es meistens schon sehr spät...

Die Blow-Whistler agieren aber auch noch an anderen Fronten: Besondere Hot-Spots sind jene, wo mindestens eine – idealerweise mehrere – streitlustige Personen auf einer Seite stehen. Dann kann aus dem Vollen geschöpft werden. Ein Beispiel:

Auf einer Kläranlage sind nach Jahrzehnten im Betrieb einige bauliche Elemente zu renovieren und/oder Anlagenteile an den Stand der Technik anzupassen. Verbunden mit monetärem Aufwand. Jeder halbwegs normal denkende Mensch – auch branchenfremd – wird sagen: Natürlich, das ist der Lauf der Zeit, noch dazu in einem Umfeld, das bestimmt als besonders angesehen werden darf. Nicht so der Blow-Whistler: Der wittert die Chance, sich in ein Thema hineinzureklamieren, in dem er bis zu dem Zeitpunkt noch gar nicht drin war. Der Blow-Whistler hört sich das Problem an, checkt den Gemütsstatus und stellt fest: Aha – verärgert. Das ist psychologisch bestimmt keine herausragende Leistung, weil jeder Einsatz von Geldmitteln betriebswirtschaftlich ärgerlich ist. ABER: Mit einem kleinen Stupser namens „Schuldiger“ ist er im Spiel. Die Rede ist nicht vom Lauf der Zeit. Ein Schuldiger in Form eines Zahlers muss gefunden werden. Rechtsschutzversicherung und Aufstachelungskunst sei Dank.

Wenn die Hose von vor 20 Jahren nicht mehr passt, die Technik von vor 20 Jahren nicht mehr den heutigen Anforderungen entspricht oder die Frisur von vor 20 Jahren heute nicht mehr aktuell ist: Dann können weder der Schneider noch der Friseur in die Haftung genommen werden – DAS IST DER LAUF DER ZEIT!

Plötzlich sehen sich Akteure, die seit Jahren und Jahrzehnten ein gutes Auskommen mit den handelnden Personen hatten, mit Beschimpfungen und Klagsandrohungen konfrontiert. Der Blow-Whistler bleibt dabei immer schön im Hintergrund. Mit Unwissenheit aber Geschick versucht er das Feuer immer wieder anzufachen, ohne dabei von denen erkannt zu werden, die sich schon längst im Verteidigungsmodus befinden. Diese wissen einerseits nicht, wie ihnen geschieht während die einst gute Geschäftsbeziehung andererseits schon längst Geschichte ist. Erster Zwischenerfolg für den Blow-Whistler.

Ist der Empfänger der Dampf-Plauderei ausreichend cholerisch veranlagt und empfänglich für einseitige Informationen spielt es im Endeffekt auch keine Rolle, wenn sich am Ende herausstellt, dass der Schuldige einzig und allein der Lauf der Zeit ist. Der Blow-Whistler hat die Drecksarbeit andere machen lassen, ein paar Player von seinem Spielfeld entfernt und steht bei den Schiedsrichtern gut da.

Unsere Empfehlung: Wenn die Hose von vor 20 Jahren nicht mehr passt, die Technik von vor 20 Jahren nicht mehr den heutigen Anforderungen entspricht oder die Frisur von vor 20 Jahren heute nicht mehr aktuell ist: Dann können weder der Schneider noch der Friseur in die Haftung genommen werden – DAS IST DER LAUF DER ZEIT. Und bevor Sie zum Telefonhörer, zur Tastatur oder anderen scharfen Waffen greifen, weil jemand einen Schuldigen bei jedem nur erdenklichen Problem glaubt ausfindig machen zu müssen: Nehmen Sie sich einfach kurz heraus aus dem Thema, schlafen Sie vielleicht sogar einmal drüber und checken Sie, ob ihnen nicht nur Dampf sondern vielleicht auch ein Floh ins Ohr gesetzt wurde – und ob Sie das auch wollen! Auch wenn der anständige Umgang miteinander nicht dem Zeitgeist entspricht, die "hohe" Politik alles andere vorlebt - wagen Sie den Versuch eines ruhigen, konstruktiven Gesprächs: Es wird sich lohnen und die Erinnerung kommt bestimmt, dass das einmal normal war, sich aggressionslos und unvoreingenommen auf Augenhöhe zu unterhalten. Davon abgesehen macht das einen ruhigen, gesunden Schlaf!

Wir vom HIPI-Team arbeiten täglich daran, die Umgangsform intern wie extern auf einem ruhigen, aggressionslosen Niveau zu halten in der großen Hoffnung, dass sich Nachahmer finden. Die Hoffnung stirbt zuletzt.